Das Designdoppel auf dem Graphic Recording Gipfel 2023 in Offenbach

Okt 4, 2023

Der Graphic Recording Gipfel ist das Branchentreffen deutschsprachiger Graphic Recorder:innen und findet seit 2016 jedes Jahr in einer anderen Stadt statt. Das letzte Mal konnten wir in Dresden leider nicht dabei sein. Umso schöner war es, dass wir es dieses Jahr beide zum Branchentreffen in Offenbach am Main geschafft haben. Dort erwarteten uns 2 intensive Tage (+ Programm am Vortag) vollgepackt mit spannenden Workshops und Vorträgen, sowie vielen Gelegenheiten zum Netzwerken und dem Austausch und Kennenlernen interessanter Personen aus unserer Branche.

GRGipfel23 Designdoppel in Offenbach

Eines der Hauptthemen war dieses Jahr KI, also Künstliche Intelligenz und ihre Effekte auf die Kreativbranche. Was für ein spannendes und aktuelles Thema, das uns sicherlich in den nächsten Jahren immer mehr begleiten wird. 

Zu Beginn gab es natürlich auch ein paar Kennenlernangebote, in guter Graphic Recording-Manier mit gegenseitigem Zeichnen. In einer einführenden Fishbowl-Diskussion besprachen wir zudem auch, was uns alle eigentlich verbindet und an welchen Aspekten wir als Branche arbeiten können.

Insgesamt möchten wir hier unsere Eindrücke teilen. So viel schon vorneweg: es war grandios!

Fishbowl Diskussion Sketchnotes

Wie künstliche Intelligenz unsere Arbeit verändert

Auftakt des Graphic Recording Gipfels bildete eine Keynote von Jenny Habermehl, die sich intensiv mit dem Thema künstliche Intelligenz im Bereich Grafik und Illustration auseinandergesetzt hat. Sie gab einen Einblick in die Technik, stellte verschiedene KIs vor und zeigte Möglichkeiten auf, diese in die eigene Arbeit zu integrieren. KIs können sehr gut genutzt werden, um Routinetätigkeiten zu übernehmen wie Texte zusammenfassen, recherchieren, Bildmaterial zur Inspiration generieren, freistellen oder vektorisieren. Dennoch braucht es Erfahrung und künstlerische Expertise, um die richtigen Prompts zu schreiben und Bilder zu bewerten, auszuwählen und zu verfeinern. 

Das Thema löst bei Graphic Recordern gemischte Gefühle aus. Von Neugier und Begeisterung über die neuen Möglichkeiten bis hin zu Existenzängsten ist alles dabei. Große Angst zu haben braucht man derzeit aber noch nicht, dass die KIs unsere Jobs bald übernehmen werden. Dazu erfordert unser Job als Graphic Recorder:in zu viel menschliches Können: Das richtige Gespür für Situationen und Gruppen, das finden der passenden Bildmotive zum jeweiligen Kontext unter Berücksichtigung von Firmenwerten, das Vermeiden von Fettnäpfchen und No-Gos, die menschliche Präsenz im Raum. Zudem unterliegen die Bildergebnisse einer KI keinem Urheberrecht. Das bedeutet, sie sind nicht schützenswert und können beliebig von Jedermann verbreitet und genutzt werden. Suchmaschinen können außerdem KI-generierten Content erkennen und strafen in ab. 

Als Fazit nehmen wir mit, dass durch Künstliche Intelligenz viele neue Tools möglich werden und es sich definitiv lohnt, sich damit weiter auseinanderzusetzen, insbesondere, um zukunftsfähig zu bleiben. Dennoch sind es nur Werkzeuge – und auch die muss man beherrschen und richtig anwenden können. 

KI und Kreative Sketchnotes

Diversität, Klimawandelkommunikation und Kunden besser verstehen – weitere Workshopthemen

Neben dem Thema KI gab es noch viele weitere spannende Workshops. Wir wollen einen kleinen Einblick geben:

  • Anna war beim Workshop machtkritisch und diversitätssensibel zeichnen von Imke Schmidt und Ka Schmitz. Dort stellten wir uns gemeinsam der Herausforderung, eine Bildsprache zu finden, die inklusiv ist, Minderheiten nicht ausschließt und Stereotype nicht reproduziert – keine leichte Aufgabe!
  • Renate stieg beim Workshop KI mit Jenny Habermehl noch tiefer in die Arbeit mit künstlicher Intelligenz ein. Konkret ging es um ein sinnvolles Vorgehen im kreativen Prozess sowie die beispielhafte Anwendung einiger KI-Tools wie Midjourney oder Hey Gen.
  • Anna war beim Workshop Klimakommunikation visualisieren von Marie-Pascale Gafinen, in dem es darum ging, eine Bildsprache zu finden, die Menschen dazu motivieren kann, sich für den Kampf gegen den Klimawandel einzusetzen. Dabei ist vor allem wichtig, sich mit seiner Zielgruppe und dessen Werten und Wünschen auseinanderzusetzen und die (Bild-) Sprache daran auszurichten. Außerdem sollte der Fokus auf einer positiven Kommunikation liegen und weniger mit Schreckensszenarien arbeiten.
  • Damit, wie man Kund:innen besser verstehen kann, beschäftigte sich Renate im Workshop Beyond Paper mit Sitha Reis. Tollerweise waren echte Kundinnen vor Ort und digital mit im Gespräch und konnten von ihren Erfahrungen mit Graphic Recording berichten. Es wurde vor allem klar, wie wichtig Selbstbewusstsein und die Beratung beim Erstgespräch ist. Und dass man als Graphic Recorder:in auch wissen sollte, wo die eigenen Grenzen sind (und dies natürlich kommuniziert).
  • Im Workshop Wissenschafts-Visualisierung von Franziska Schwarz durfte Anna sich mit den speziellen Anforderungen von Graphic Recordings und Illustrationen in der Wissenschaft auseinandersetzen. Ein interessantes Thema, inbesondere, da wir ja auch schon Erfahrung im wissenschaftlichen Bereich sammeln durften.
  • Schließlich durfte Anna mit dem Workshop Animieren mit Clips von Jutta Korth lernen, wie man die Ipad-App Clips verwenden kann um Graphic Recordings und Illustrationen in kleine Videos zu verwandeln. Dabei lässt sich ganz einfach eine Reise durch’s Bild gestalten oder eine kleine Skizzenbuch-Präsentation.
  • Beim Workshop Let’s talk tech von Benjamin Felis ging es schließlich um verschiedene technische Set-Ups bei Remote-Recordings – vom Minimalisten bis zum Pro-Studio. Spannend, wie sehr man sich hier in ausgefuchster Technik ausleben kann.

Wie geht es weiter?

Nach den zwei langen Tagen des intensiven Austauschs, Lernens und der Vernetzung sind wir gut gelaunt und voller Ideen im Gepäck wieder zurück in unsere Büros in Hamburg und Trier gefahren. Unsere Köpfe brodeln schon und wir überlegen fieberhaft, wie wir all die gesammelten Eindrücke und das Wissen in unsere Arbeit einfließen lassen können. Wir haben jedenfalls Lust bekommen, uns mehr mit dem Thema KI auseinanderzusetzen und zu prüfen, inwiefern unsere Arbeit davon profitieren kann. Und unabhängig davon gab es auch viele kleine Momente, Gespräche und Anstöße, die etwas bei uns bewegen. 

Tja, und dann? Der nächste Graphic Recording Gipfel findet 2024 in Ludwigsburg statt. Toll, dass sich immer wieder Freiwillige finden, die den Graphic Recording Gipfel mit neuen Ideen, viel Liebe und Farbe füllen. Wir dürfen gespannt sein!

Ein ganz besonderer Dank an dieser Stelle noch einmal allen Organisatoren des Offenbacher Gipfels – ihr seid der Wahnsinn und es war wirklich toll!